Camperluft schnuppern
Camperluft schnuppern

Camperluft schnuppern

Recherche ist wichtig, und Youtube-Videos, in denen unterschiedlichste Leute ihre Camper zeigen, neue Wohnmobile präsentieren und vielfältige Tipps geben, helfen, um einen Überblick zu bekommen. Aber Ende des Tages bleibt es für einen selber doch nur Theorie! Dies zeigte mein erster Ausflug in einem gemieteten Camper. Eine Erfahrung, die ich mit meinem Papa gemeinsam machen durfte.
Papa wünscht sich, nachdem sein Arbeitsleben schon ein wenig zurück liegt, die gewonnene, freie Zeit zu nutzen, um das Campingleben wieder aufleben zu lassen. Vor meiner Geburt glücklich mit dem Zelt unterwegs, möchte er mit etwas mehr Komfort erneut Reiseluft schnuppern und von neuem die Welt entdecken.
Da sind die Gemeinsamkeiten unserer beider Träume schnell gefunden und seitdem recherchierten wir mit etwas weiterem Fokus. Er schaut nach einfacheren, kleinen Campern und ich in Richtung des perfekten Urlaubsmobils. Und im Nu zeigt sich, um sich wirklich eine Meinung zu bilden, müssen wir weg von Sofa und Schreibtischstuhl und rein ins Auto, um das Campingleben live zu erleben.

Grau ist alle Theorie“

Neues entdecken macht gemeinsam gleich mehr Freude. Ergo haben wir einen Camper für ein paar Tage gemietet und ausprobiert.
Auf die grundlegenen Ausstattungsmerkmale haben wir uns schnell geeinigt. Küche, Toilette und zwei getrennte Betten wären angenehm, alles andere wird sich finden. Letztlich wollen wir überhaupt erst einmal raus, und die Auswahl im Sommer unter den zu mietenden Campern ist nicht unendlich, denn oft schon lange im Voraus ausgebucht.

Die erste Ernüchterung ist der Preis, der für fünf Tage und vier Nächten einem Aufenthalt im Kurhaus mit Meerblick und Frühstück gleich kommt. Treibstoff, Stellplatz, Kaution und Verpflegung nicht mitgerechnet. Die sonstige Auswahl und Planung habe ich Papa überlassen. Er wollte ein Wohnmobil/Camper ausprobieren. Ich war zu dem Zeitpunkt recht weit von einem Kauf entfernt. Ich hatte ja vor zu recherchieren, und überhaupt erst anzufangen zu sparen.

Ende Juli war es dann soweit! Montagnachmittag holten wir einen Ford Nugged Plus ab und stellten ihn erstmal auf der Einfahrt ab. Das Auto hatte alles bei, Wassertanks, Gaskocher, Bett im Aufstelldach und die Möglichkeit unten aus der zweiten Sitzreihe ein weiteres Bett zu bauen. Eine Chemietoilette war dabei und mit einem Rollo konnte der „Badbereich“ zumindest optisch vom Rest des Autos getrennt werden. Geniale Sache, schließlich fahre ich ja mit meinem Papa in den Urlaub, da darf ein bisschen Privatsphäre schon sein.
Am Nachmittag wurde dann mit viel Neugierde und Vorfreude das Auto eingerichtet. Kleidung in die Schränke, Lebensmittel in die Kühlbox, Wasser, Strom und Betten beziehen. Die Abfahrt ist für den nächsten Morgen geplant und ich hatte die Möglichkeit in der ersten Nacht schonmal ein Bett ausprobieren. Das Schlafdach ist zusammengeklappt, da unter dem Pflaumenbaum auf der Einfahrt nicht genug Platz ist. Und so kommt die erste Erkenntnis daher, keine Stehhöhe im Auto und das Gewurschtel ist vorprogrammiert. Allein kann man sich im Auto gebückt bewegen, zu zweit ist das kaum mehr machbar. Papa hat aber im heimischen Bettchen geschlafen, also kein Problem. Doch de facto funktioniert der Nugget eben nur, mit aufgestelltem Dach. Unauffällig ist man dann nicht unterwegs.

„Das Reiseziel ist nie ein Ort, sondern eine neue Art, die Dinge zu betrachten.“

Am nächsten Tag war es dann so weit. Wir fuhren los, Papa am Steuer, Richtung Elbe. Eine kleine Marina war unser Ziel. Vorbei an kleineren Sehenswürdigkeiten erreichten wir in der Mittagszeit den anvisierten Stellplatz. Der Hafenmeister empfing uns herzlich, das Auto ist schnell geparkt, der erste Kaffee gekocht. Glücklich machen wir uns auf, den Ort zu erkunden. Das Abendessen kochte ich im Auto. Ich bestand darauf, nicht essen zu gehen. Ich wollte unbedingt die Küche ausprobieren. Ohne Papa hab ich diesen Gaskocher jedoch nicht in Betrieb bekommen. Ich finde es ist schon unheimlich, im Auto ein Feurer zu entfachen!
Gegessen wurde draußen vor dem Auto, ringsum hörten wir nur das Gemurmel der anderen Campersleute, den Wind und das Gezirpe der Grillen. Herrlich!
Abgewaschen habe ich in der Spülküche des Campingplatzes. Zu dem Zeitpunkt glaubten wir noch, wir müssten mit dem Wasser sparen. Zudem hatten wir den Geschirrschwamm vergessen und wieder einen Punkt auf der Packliste identifiziert, den wir nicht bedacht hatten. Geschirrtuch und Spühlmittel hatten wir bei.
Den Abend verbrachten wir draußen beim Brettspiel und tausenden Mücken gefiel das. Ein weiterer Punkt auf unserer gedanklichen Must-have-Liste: ein Camper braucht Mückengase an den Türen und Fenstern! Ich kann mich garnicht ausreichend mit Anti-Mücken-Creme überschütten, um die Viecher längere Zeit auf Abstand zu halten. Und gerade im Sommer ist es zwingend notwendig, das Auto gut zu durchlüften, will man Abends nicht vor Hitze vergehen. Doch mit der frischen Luft, kommen eben auch Mücken.
Ich habe in dieser Nacht oben im Aufstelldach geschlafen. Ich habe richtig gut geschlafen! Anders als ein Hotelzimmer steht ein Camper auf vier Reifen und man merkt jede Bewegung von anderen Personen im Camper. Die Nacht zuvor schlief ich allein im Auto. Nun schaukelten wir bei jeder Bewegung des anderen im Auto mit. Im Sitzen merkt man das nicht, im Liegen fallen dann die kleinsten Bewegungen plötzlich auf. Nicht störend, aber merklich.

Am nächsten Morgen konnte ich mich kaum so schnell anziehen, wie ich auf die Toilette wollte. Da uns schon bei der Abholung des Autos vom Vermieter geraten wurde die Toilette nicht zu benutzen, musste ich zur Gemeinschaftstoilette des Platzes huschen – aber eben nicht im Nachthemdchen. Die Begründung für das „Toilettenverbot“ war, dass die Chemietoilette keinen direkten Abzug nach draußen hat, und den Innenraum des Autos voll miefen würde. Und so fuhren wir die Tage eine Toilette durch die Gegend, die wir nicht benutzten. Das Toilettenthema bietet also weiterhin Test-und Erfahrungspotenzial.
Zum Frühstück gab es, Papa sei Dank, frische Brötchen vom nahen Bäcker und Kaffee frisch auf dem Gaskocher zubereitet. Und so saßen wir vor dem Auto in der aufgehenden Sonne und genossen das Leben in vollen Zügen.

Der zweite Tag unseres kleinen Campingabenteuers führte uns weiter über Schnackenburg mit Museumsbesuch und Stopp in Tangermünde, weiter zum Hof ferner Verwandten. Dort parkten wir und erzeugten einige Erheiterung, dass wir trotz gemachter Gästezimmer im Auto schlafen wollten. Und so ging auch dieser Tag fröhlich vorüber und am Tag drauf fuhren wir zum Optipark in Rathenow und anschließend gemütlich Richtung Heimat davon.

Zufriedenheit ist der Stein der Weisen, der alles in Gold verwandelt das er berührt.

Benjamin Franklin

Es war ein schöner Ausflug mit Papa, den ich gerne wiederholen möchte! Und wir haben einiges an Erkenntnissen gesammelt.
Eine Toilette braucht man nicht zwingend. Bei kurzen Ausflügen, vor allem wenn man Campingplätzen ansteuert, ist ein kleinerer Wasservorrat völlig ausreichend. Man kann sich mit vielen Gegebenheiten im Camper arrangieren, doch möchte man so viel Geld beim Kauf ausgeben, sollten diese Reibungspunkte besser vermieden werden. Damit meine ich zum Beispiel den, wie ich finde ungeschickten, Aufbau mit einer Küchenzeile über Eck mittig im Auto. Dies erzeugt künstlich einen Engpass, um den ich mich permanent herumgewurschtelt habe. Und diverse Schalter und Sicherungshebel für Strom und Gas müssen frei zugänglich, und nicht erst bei ausgeräumten Fächern, unter erheblichen Verrenkungen, erreichbar sein.
All das fällt erst auf, wenn man es ausprobiert und eben nicht beim Schauen von aufpolierten Youtubevideos 😉

Aus kleinem Anfang entspringen alle Dinge.

Marcus Tullius Cicero

Diese Fahrt hat meinem Wunsch nach einem eigenen Auto neue Energie eingehaucht. Wie es weiter geht, sich diese Energie entfaltet, beschreibe ich im nächsten Blog.

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